
Waldpflege nach der Aufforstung
Nach der Aufforstung ist eine fachgerechte Waldpflege entscheidend für stabile und widerstandsfähige Bestände. Wichtige Maßnahmen sind regelmäßige Durchforstungen, Schutz vor Wildverbiss, Erhalt von Totholz sowie Förderung der Strauch- und Krautschicht. Fehler wie Kahlschlag, Bodenverdichtung und Pestizidübermaß gilt es zu vermeiden.
Wichtige Maßnahmen für einen stabilen Bestand
Die Aufforstung ist ein entscheidender Schritt zur Wiederherstellung von Wäldern und zur langfristigen Bindung von CO₂. Doch damit aus jungen Bäumen ein widerstandsfähiger und ökologisch wertvoller Wald entstehen kann, braucht es kontinuierliche und fachgerechte Pflege. Waldpflege bedeutet, Maßnahmen zu ergreifen, die die Gesundheit der Bäume fördern, die Biodiversität sichern und eine nachhaltige Nutzung ermöglichen. Nach der Aufforstung sind gezielte Pflegemaßnahmen entscheidend, um stabile Bestände zu fördern und typische Fehler zu vermeiden.
Die Rolle der Durchforstung in der nachhaltigen Waldpflege
Durchforstung ist ein zentrales Instrument, um Wachstum und Stabilität des Waldes zu fördern. Dabei werden gezielt Bäume entnommen, um den verbleibenden mehr Licht, Raum und Nährstoffe zu verschaffen. Besonders in der frühen Phase – dem Jungbestand – ist regelmäßige Durchforstung entscheidend, um Konkurrenz zu verringern und eine gleichmäßige Entwicklung zu fördern.
Ein zentraler Aspekt der Durchforstung ist die Kronenfreistellung. Dabei werden Bäume entfernt, die vitale, gut entwickelte Exemplare beschatten und dadurch in ihrem Wachstum hemmen. So erhalten die kräftigeren Bäume mehr Licht und können sich besser entfalten.
Ebenso wichtig ist die Beseitigung von sogenannten Schadrisikobäumen. Hierbei handelt es sich um kranke oder beschädigte Bäume, die eine potenzielle Gefahr für die umliegenden Bestände darstellen. Durch ihre Entfernung wird das Risiko der Ausbreitung von Krankheiten oder Schädlingsbefall deutlich reduziert.
Ein weiterer wesentlicher Bestandteil der Durchforstung ist die Förderung einer vielfältigen Artenzusammensetzung. Durch gezielte Eingriffe kann die Mischung verschiedener, standortgerechter Baumarten verbessert werden. Dies trägt zur Stabilität des Waldes bei und macht ihn widerstandsfähiger gegenüber Störungen wie Stürmen oder Klimastress.
Fachverbände wie die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) und Landesforstämter empfehlen, die erste Durchforstung nach 10 bis 15 Jahren durchzuführen und diesen Eingriff etwa alle zehn Jahre zu wiederholen. Auch die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde betont die Bedeutung einer frühzeitigen Durchforstung für die langfristige Vitalität des Waldes.
Schutz junger Bäume vor Wildverbiss
Wildverbiss ist eine der größten Bedrohungen für junge Waldbestände. Rehe, Hirsche und Wildschweine fressen an Trieben, Knospen und Rinde – oft mit erheblichen Folgen. Ohne geeignete Schutzmaßnahmen ist der Erfolg der Aufforstung gefährdet.
Effektive Maßnahmen gegen Wildverbiss
- Einzelschutz: Wuchshüllen oder Drahthosen schützen einzelne Bäume gezielt.
- Flächenschutz: Wildzäune verhindern den Zutritt größerer Wildtiere.
- Jagdkonzepte: Zusammenarbeit mit Jägern zur Reduzierung des Wilddrucks durch nachhaltige Bejagung.
- Äsungsflächen: Zusätzliche Nahrungsangebote lenken Wildtiere von Aufforstungsflächen ab.
Laut dem Deutschen Jagdverband (DJV) erzielen Kombinationen dieser Maßnahmen langfristig den besten Schutz. Regelmäßige Kontrollen sind notwendig, um ihre Wirksamkeit sicherzustellen.
Die Bedeutung von Totholz für das Waldökosystem
Totholz leistet einen wertvollen Beitrag für die Biodiversität im Wald. Abgestorbene Äste und Baumstämme dienen zahlreichen Tierarten als Lebensraum – darunter Spechte, Insekten wie Käfer oder Ameisen sowie Kleinsäuger. Viele dieser Arten sind auf das Vorhandensein von Totholz angewiesen.
Zudem spielt Totholz eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Wasserhaushalts. Es kann große Mengen an Feuchtigkeit speichern, die bei Trockenperioden langsam wieder an den Boden abgegeben wird. Das verbessert die Wasserversorgung im Waldboden nachhaltig.
Nicht zuletzt ist Totholz eine natürliche Quelle für Nährstoffe. Im Prozess der Zersetzung werden organische Stoffe freigesetzt, die den Boden anreichern und so das Wachstum der Pflanzen unterstützen. Dieser Kreislauf ist essenziell für die langfristige Fruchtbarkeit des Waldes.
Forschungen der Universität Göttingen zeigen: Ein gewisser Anteil an Totholz steigert den ökologischen Wert des Waldes deutlich. Fachleute empfehlen daher, Totholz gezielt in die Pflegeplanung zu integrieren.

Erhalt und Förderung der Strauch- und Krautschicht
Die Förderung der Strauch- und Krautschicht beginnt mit der gezielten Unterstützung standorttypischer Straucharten wie Holunder, Hasel oder Faulbaum. Diese Pflanzen bieten nicht nur Nahrung und Schutz für zahlreiche Tierarten, sondern tragen auch zur Strukturvielfalt des Waldes bei.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist der behutsame Umgang mit Maschinen. Durch die Reduzierung maschineller Eingriffe kann verhindert werden, dass empfindliche Vegetationsschichten beschädigt oder dauerhaft gestört werden. Gerade bei Pflegearbeiten sollte der Schutz des Unterwuchses mitgedacht werden.
Statt eine flächige Entfernung der Krautschicht vorzunehmen, empfiehlt sich eine selektive Pflege. So können lichtliebende Baumarten wie Eiche oder Kiefer gezielt gefördert werden, ohne die übrige Vegetation zu beeinträchtigen. Dieser differenzierte Ansatz erhöht die ökologische Vielfalt und unterstützt die natürliche Regeneration des Waldes.
Die Forstliche Versuchsanstalt Baden-Württemberg weist darauf hin, dass eine intakte Strauch- und Krautschicht die Klimaanpassungsfähigkeit des Waldes stärkt.
Was ist in frisch aufgeforsteten Laubwäldern zu vermeiden?
Neben gezielten Maßnahmen ist auch entscheidend, Fehler zu vermeiden, die den jungen Waldbestand gefährden könnten.
Diese Eingriffe sollten vermieden werden
- Kahlschlag: Statt großflächiger Abholzung lieber Einzelbaum- oder Femelentnahmen.
- Tiefe Bodeneingriffe: Mechanische Bearbeitung kann die Bodenstruktur nachhaltig schädigen.
- Bodenverdichtung: Schwere Maschinen nur auf festen Rückegassen einsetzen.
- Übermäßiger Pestizideinsatz: Natürliche Schädlingsregulation, z. B. durch Nützlingsförderung, bevorzugen.
Sorgfältige Pflege sichert den Erfolg
Eine nachhaltige Waldpflege ist unerlässlich, um stabile und gesunde Wälder zu entwickeln. Regelmäßige Durchforstung, Wildschutz, der Erhalt von Totholz sowie der Schutz von Boden und Vegetation sind zentrale Erfolgsfaktoren. Pflegekonzepte sollten flexibel an sich verändernde klimatische und ökologische Bedingungen angepasst werden. Mit Fachwissen und Weitblick lässt sich ein resilienter Wald schaffen – als wertvoller Lebensraum und CO₂-Speicher für kommende Generationen.