Arbeiter mit Warnweste und Ausrüstung bei der Waldpflege.

Holznutzung und -verwendung

Der Forst- und Holzsektor in Deutschland erwirtschaftet rund 180 Milliarden Euro und beschäftigt etwa eine Million Menschen. Holz wird hauptsächlich für energetische und stoffliche Zwecke genutzt: als Brennmaterial in Biomasseheizkraftwerken und Haushalten sowie in der Papierproduktion und im Bauwesen, wobei Nadelhölzer bevorzugt werden.

Holzverwendung

Holz ist ein äußerst vielseitiger Rohstoff, der zu den verschiedensten Produkten mit unterschiedlichster Anwendung verarbeitet wird. Grundsätzlich lässt sich die Holzverwendung in zwei Hauptgruppen unterteilen: die energetische und die stoffliche Nutzung.

Allerdings sollten potenzielle Investoren und zukünftige Waldbesitzer auch die Risiken beachten, wie etwa Schäden durch Stürme, Schädlinge oder Brände. Neben der reinen Kapitalanlage, lässt sich der Wald auch als Geschäftsmodell betrachten. In diesem Zusammenhang wollen wir die Kosten und die möglichen Einnahmequellen aus der Forstwirtschaft näher betrachten. Wälder müssen dabei individuell nach Faktoren wie Standort, Baumart, Struktur und Alter bewertet werden, weshalb pauschale Aussagen über die Wirtschaftlichkeit kaum möglich sind. Aus dem Grund soll dieser Überblick lediglich als eine erste Orientierung dienen.

Stoffliche Nutzung

Die stoffliche Nutzung lässt sich weiter in die Bereiche Industrieholz und Bauholz gliedern. Industrieholz dient primär der Zellstoff- und Papierproduktion sowie der Herstellung von Span- und Faserplatten. Bei Spanplatten handelt es sich ebenfalls fast ausschließlich um Nadelindustrieholz. Unser klassisches Druckerpapier wird aus Nadelholz gewonnen, da die Laubholzfasern meistens zu kurz und uneinheitlich sind. Laubhölzer kommen in der Papierherstellung hauptsächlich für Hygienepapiere wie Toilettenpapier zum Einsatz.

Bauholz

Bauholz lässt sich in Konstruktionsholz und Möbel- bzw. Ausstattungsholz gliedern. Konstruktionsholz besteht in der Regel aus Nadelholz – vor allem aus Fichte, Tanne oder Douglasie. Aufgrund ihrer Witterungsbeständigkeit ist auch Lärche für Außenkonstruktionen gefragt. Nadelhölzer verfügen im Vergleich zu Laubhölzern über ein günstigeres Dichte-Festigkeits-Verhältnis, was insbesondere die Zugfestigkeit für den Bau relevant macht. Dank ihres geraden Wuchses sind sie als Bauholz besonders geeignet.

Laubhölzer wie Buche, Eiche, Ahorn oder Birke zeichnen sich durch hohe Druckfestigkeit aus und eignen sich daher besonders gut für Möbel und Tischlerarbeiten. Auch als Bodenbelag sind harte, optisch ansprechende Laubhölzer sehr beliebt. Die Holzwahl in der Möbelbranche orientiert sich häufig an aktuellen Wohntrends: In den 1990er-Jahren war Buche sehr gefragt, seit den 2000er-Jahren erfreut sich Eiche großer Beliebtheit.

Chemische Nutzung

Eine weitere Nutzungsform ist die chemische Verwertung von Holz. Dabei werden die Holzfasern in ihre chemischen Bestandteile – Zellulose, Hemizellulose und Lignin – aufgespalten, um daraus Polymere oder Kraftstoffe zu gewinnen. Auch Textilien wie Viskose können durch chemische Verfahren aus Holz hergestellt werden. Diese Nutzung ist weniger an bestimmte Baumarten gebunden und unabhängig von der Schaftqualität, erfordert jedoch hohe Investitionen und eine kontinuierliche Holzversorgung.

Langfristige Produktionsintervalle

Im Vergleich zu anderen Produktionsprozessen ist die Holzproduktion langfristig ausgelegt – mit Vor- und Nachteilen. In Zeiten schlechter Marktlage kann die reguläre Holzernte problemlos um Jahre verschoben werden, was Überproduktionen vermeidet. Andererseits lassen sich kurzfristige Marktveränderungen kaum ausgleichen. So wurden die heute erntereifen Buchen vor 100 bis 140 Jahren gepflanzt, Fichten vor 60 bis 80 Jahren und Eichen sogar vor 150 bis 180 Jahren. Da verlässliche Marktprognosen über solche Zeiträume kaum möglich sind, ist es sinnvoll, die Produktion hinsichtlich Alter und Baumarten möglichst breit zu diversifizieren. Nur so kann langfristig ein vielfältiges Angebot gewährleistet werden.

Logistik und Zukunft des holzverarbeitenden Gewerbes

Bei der Standortplanung eines Sägewerks spielt das Einzugsgebiet eine entscheidende Rolle. Die Holzlogistik beeinflusst maßgeblich die Entwicklungsperspektiven des holzverarbeitenden Gewerbes. In der Regel ist der Transport des fertigen Produkts günstiger als der Transport des Rohholzes, da beim Sägen erhebliche Mengen an Verschnitt anfallen. Aus diesem Grund entstanden viele holzverarbeitende Betriebe historisch in waldreichen Regionen und spezialisierten sich auf die dortigen Baumarten.

Für lokale Sägewerke lohnt sich der Bezug von Holz aus weiter entfernten Wäldern kaum, da hohe Transportkosten die Wirtschaftlichkeit beeinträchtigen. Der Rückgang der Nadelholzbestände in Deutschland wird sich in Zukunft besonders negativ auf kleinere Nadelholzsägewerke auswirken. Viele werden sich umstrukturieren oder ihre Tätigkeit einstellen müssen. Da Laub- und Nadelholz eine unterschiedliche Verarbeitungstechnik erfordern, ist ein Technologiewechsel mit erheblichen Investitionen verbunden.

Für eine langfristige Betriebssicherheit ist das Gewerbe auf eine stabile Rohstoffversorgung angewiesen – besonders im Hinblick auf Investitionen in neue Anlagen und Gebäude. Die mittelfristige Entwicklung bleibt jedoch unsicher, vor allem für Unternehmen, die stark auf Nadelholz spezialisiert sind. Ob diese künftig auf Importe zurückgreifen, ins Ausland verlagern oder ihre Produktionsstrategie ändern, bleibt offen. Angesichts der langen Produktionszyklen stellt sich die grundlegende Frage: Muss sich die Forstwirtschaft an die aktuelle Nachfrage anpassen – oder muss sich die Nachfrage am verfügbaren Angebot orientieren?

Nutz-Schutz-Konflikt

Der Waldumbau ist für die langfristige Stabilität deutscher Wälder im Klimawandel von zentraler Bedeutung. Auch die Holzindustrie ist davon betroffen, denn die Frage, ob künftig mehr Fichten- oder Buchenholz verarbeitet wird, hat weitreichende Konsequenzen. Laubhölzer eignen sich nur eingeschränkt für die stoffliche Nutzung, weshalb unklar ist, ob der Nadelholzbedarf des Bausektors künftig aus heimischen Wäldern gedeckt werden kann.

Die Forstwirtschaft steht daher vor der Herausforderung, den Nadelholzanteil trotz Waldumbau aufrechtzuerhalten. Ein zentrales Argument lautet: Wenn der heimische Bedarf in Deutschland zunehmend durch Importe aus borealen Kahlschlagswäldern gedeckt wird, verlagert man die ökologischen Probleme lediglich ins Ausland. Darüber hinaus besteht in der Branche die Sorge, dass die kürzlich verabschiedete EU-Richtlinie „Nature Restoration Law" zu einer Reduktion der Menge und Qualität des verfügbaren Holzes führen könnte.

Holzpreise

Der Preis für Energieholz ist eng mit den Preisen fossiler Energieträger verknüpft. Ein deutlicher Preisanstieg für Brennholz war beispielsweise nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine zu verzeichnen – infolge stark gestiegener Energiepreise. 2018 führte der Sturm „Friederike“ zu einem massiven Preisverfall beim Fichten-Stammholz auf dem deutschen Markt. In den Folgejahren kam es durch die Corona-Pandemie und eine zunehmende Stadtflucht in den USA zu einem globalen Preisanstieg für Schnittholz. Dieser spiegelte sich jedoch kaum in den Stammholzpreisen wider, was bei vielen Waldbesitzenden für Unmut sorgte.

Diese Beispiele zeigen, dass Holzpreise stark von externen Einflüssen abhängig sind und nicht zwangsläufig mit den Preisen für verarbeitete Holzprodukte korrelieren. Langfristig gibt es daher Bestrebungen, Forst- und Holzwirtschaft enger zu verzahnen, um Planungssicherheit für beide Seiten zu schaffen. Bisher ist die Zusammenarbeit aufgrund von Konkurrenzsituationen jedoch begrenzt – sie könnte jedoch ein vielversprechender Ansatz zur Sicherung beider Branchen sein.