Der Ökopunkt ist eine ökologische Werteinheit, welche die Naturraumaufwertung durch eine Differenzwertbetrachtung von Biotopwerten bemisst. Einfach ausgedrückt handelt es sich um eine Art ökologische Währung, welche im Baubereich frei gehandelt werden kann, um den gesetzlichen Verpflichtungen des Ausgleichs nachzukommen.
Der Ökopunkt wurde vor über 25 Jahren in Deutschland eingeführt. Hintergrund war die Flexibilisierung der Eingriffsregelung. Mit der Verbreitung des Ökopunktes konnten Kompensationsmaßnahmen bereits vor dem Eingriff umgesetzt werden und so eine schnellere Regeneration der Natur sichergestellt werden. Heutzutage ist er in Deutschland weit verbreitet und wird in vielen Bundesländern für die Kompensation von Bauvorhaben verwendet.
Ökopunkte werden durch die ökologische Aufwertung einer Fläche generiert. Bei der Berechnung der Anzahl von Ökopunkten wird die Anlage 2 der Bundeskompensationsverordnung (Liste der Biotoptypen und –werte) verwendet. In dieser Tabelle wird jedem existierenden Biotop in Deutschland ein bestimmter Wert zugewiesen. Bei der Verwendung der Liste werden immer 2 Werte in Betracht gezogen. Der Wert eines Biotopes im Ausgangszustand sowie der Biotopwert des Zielzustandes. Auf diese Weise kann ermittelt werden, wie viele Ökopunkte bei der Abwertung einer Fläche für den Ausgleich benötigt werden. Weiterhin kann berechnet werden, wie viele Ökopunkte durch die Aufwertung einer Fläche generiert werden.
Ein Bauherr möchte eine Straße bauen. Dafür werden 10.000 m² Boden versiegelt. Eine versiegelte Fläche ist der ökologisch niedrigste Biotoptyp und besitzt einen Wert von 0. Momentan ist auf der Fläche noch intensiv genutztes, frisches Dauergrünland mit einem Biotopwert von 8. Durch die Umwandlung des Grünlandes in eine Straße gehen also pro m² 8 Ökopunkte „verloren“. Daher ist der Bauherr nun dazu verpflichtet, für die gesamte Fläche von 10.000 m² einen Ausgleich von 80.000 ÖP zu schaffen.
Ein Landwirt in der Nähe wiederum besitzt einen 20 Hektar großen Acker. Dieser Acker hat einen Biotopwert von 6 und ist in den letzten Jahren, durch starke Niederschläge innerhalb kürzester Zeiten, immer wieder anfällig für Erosion gewesen. Daher beschließt der Landwirt vereinzelte Hecken auf insgesamt einem Hektar der Fläche zu pflanzen. Eine Hecke besitzt einen Biotopwert von bis zu 18. Also würden auf einem Hektar durch die Differenz der beiden Werte (18-6 = 12) insgesamt 120.000 Ökopunkte generiert werden. Diese Ökopunkte kann der Landwirt anschließend an Bauträger verkaufen, welche im selbigen Naturraum durch einen Eingriff eine Fläche ökologisch abgewertet haben.
Ökopunkte werden auf sogenannten Ökokonten gutgeschrieben. Diese Konten werden von der zuständigen Behörde geführt und können als eine Art Sparbuch verstanden werden. Bei einem Verkauf von Ökopunkten werden diese dann einfach durch die Behörde von dem Ökokonto abgebucht. Eine Doppelnutzung ist ausgeschlossen. Einmal verkauft, muss die Maßnahme solange bestehen bleiben, wie im Vertrag vereinbart. Außerdem sind die Verkäufer von Ökopunkten dazu verpflichtet, die fachgerechte Entwicklung der Maßnahme sicherzustellen. Sollte beispielsweise ein Obstbaum auf einer Streuobstwiese eingehen, ist der Verkäufer der Ökopunkte dazu verpflichtet, diesen zu ersetzen.
In Deutschland wird der Ökopunkt für die unterschiedlichsten Preise gehandelt. Über unsere Plattform werden Ökopunkte zwischen 0,30 € und 7,00 € angeboten. Allerdings kann der Preis sogar über dieser Spanne liegen. Die Preisunterschiede sind auf die unterschiedlichsten Faktoren zurückzuführen. Einflussfaktoren sind Bodenpreise, Angebot und Nachfrage sowie Laufzeit und Vertragsbedingungen. Zusätzlich wird der Preis pro Ökopunkt auch durch die Nutzung verschiedener Verordnungen beeinflusst. Diese variieren je nach Bundesland und führen dazu, dass unterschiedlich viele Ökopunkte pro Quadratmeter erzeugt werden können. Eine Umwandlung von Acker in Grünland bringt in Holstein etwa 1-2 Ökopunkte, in Sachsen-Anhalt hingegen bis zu 10. Daher kostet der Ökopunkt in Schleswig-Holstein im Schnitt 2,95 €, in Sachsen-Anhalt hingegen etwa 0,7 €.
Letztendlich können aber bundesweit sämtliche Ökopunkte aus beliebigen Verordnungen in Ökopunkte aus der Bundeskompensationsverordnung übertragen werden.