
Artenschutz im Wald
Artenschutz im Wald ist zentral für den Erhalt ganzer Ökosysteme, denn ohne stabile Lebensräume können bedrohte Arten nicht überleben. Der Mensch ist Hauptverursacher des Artenrückgangs – etwa durch intensive Landnutzung, Monokulturen und Umweltverschmutzung.
Warum ist Artenschutz wichtig?
Artenschutz ist ein zentraler Bestandteil des Naturschutzes und konzentriert sich auf den Erhalt sowie die Wiederansiedlung bedrohter Arten. Dennoch lässt sich keine Art wirksam schützen, wenn nicht auch ihr natürlicher Lebensraum in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet geschützt wird. Nachhaltiger Artenschutz setzt daher immer auch den Erhalt ganzer Ökosysteme voraus.
Unter Artenschutz versteht man den Schutz der biologischen Vielfalt, auch bekannt als Biodiversität. In einem funktionierenden und gesunden Ökosystem erfüllt jede Art eine bestimmte, auf das System angepasste Rolle. Gerät dieses Gleichgewicht durch das Verschwinden einzelner Arten aus der Balance, kann das gesamte System destabilisiert werden. Ein solcher Zusammenbruch hätte gravierende Auswirkungen – nicht nur auf die Natur, sondern auch auf unser eigenes Wohlergehen. Die Stabilität unserer Ökosysteme ist also von allgemeinem Interesse.
Darüber hinaus geht der Schutz der Artenvielfalt über rein praktische Überlegungen hinaus: Viele Menschen sehen im Erhalt der Natur und ihrer Arten einen eigenständigen, ideellen Wert. Die Wälder in Deutschland zeichnen sich im Vergleich zu urbanen Gebieten und intensiv genutzten landwirtschaftlichen Flächen durch eine außerordentliche Artenvielfalt aus. Die Aufgabe des Waldmanagements besteht darin, die Pflege und Bewirtschaftung der Wälder so zu gestalten, dass die biologische Vielfalt erhalten und gefördert wird – im Interesse heutiger und zukünftiger Generationen.
Zustand der biologischen Vielfalt
Ziel des Artenschutzes ist der Erhalt der biologischen Vielfalt. Aktuell ist weltweit ein deutlicher Rückgang der Artenzahlen zu beobachten. Es wird sogar vermutet, dass viele Arten aussterben, bevor der Mensch sie überhaupt entdeckt und wissenschaftlich erfasst hat – besonders in artenreichen Regionen.
Insekten stellen weltweit die größte Gruppe dar. Sie machen fast die Hälfte aller bekannten Arten aus. Dennoch ist der öffentliche Fokus beim Artensterben oft auf Wirbeltiere gerichtet, obwohl diese nur einen kleinen Teil des Artensterbens betreffen, so findet das Insektensterben nur begrenzte mediale Aufmerksamkeit. Die am meisten vom Artensterben betroffene Regionen sind insbesondere die tropischen Regionen.
Neben dem Aussterben der Arten ist auch ein Rückgang der Anzahl der Individuen jeder Art zu verzeichnen. Das führt zu einem Verlust genetischer Vielfalt, was die Anpassungsfähigkeit von Populationen gegenüber Umweltveränderungen deutlich verringert.
Die IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources) dokumentiert diese Entwicklung mit der internationalen Roten Liste ausgestorbener und gefährdeter Tier- und Pflanzenarten.

Ursachen des Artenrückgangs
Hauptverursacher des aktuellen Artensterbens ist der Mensch. Die Umwandlung natürlicher Lebensräume wie Wälder und Grasland in Ackerland sowie Versiegelung von Flächen durch Urbanisierung führen zur Zerstörung oder Fragmentierung dieser. Die Intensivierung der Landwirtschaft, aber auch der Forstwirtschaft, trugen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts maßgeblich zur Reduktion der Artenvielfalt bei.
Der Einsatz von Herbiziden, Pestiziden und Insektiziden in der Landwirtschaft führt zu einer bewussten und gezielten Reduktion der Artenvielfalt auf den Ackerflächen, um den Ertrag zu steigern und potenzielle Ernteverluste zu verhindern. Eine übermäßige Düngung von Acker- und Grünlandflächen führt zu einer Nährstoffanreicherung, was eine Verschiebung des Artenspektrums zur Folge hat. Dadurch gerät das natürliche Gleichgewicht außer Kontrolle.
In der Forstwirtschaft wird die Pflanzung von Reinbeständen als Methode des einfachen Managements und der primär produktionsorientierten Forstwirtschaft eingesetzt. Ein Reinbestand beherbergt ausschließlich Arten, die an die durch die Hauptbaumart geschaffenen Bedingungen angepasst sind. Die Anpflanzung von Reinbeständen – also Monokulturen – führt also zu einem Verlust ökologischer Vielfalt.
Weitere Belastungen für die Ökosysteme sind der Klimawandel, der die Lebensgrundlage dieser Arten beeinträchtigt oder sie zur Migration zwingt. Verunreinigungen von Böden, Gewässern und der Atmosphäre stellen stoffliche Einträge in die Ökosysteme dar. Die stört die natürlichen Kreisläufe und trägt zur Dysfunktion ganzer Ökosysteme bei.
Mit zunehmenden politischen Bestrebungen dieser Entwicklung entgegenzuwirken, wurden in den letzten Jahrzehnten Gesetzte erlassen, die eine erneute Diversifizierung der Landschaft vorantreiben und Einträge in die Stoffkreisläufe minimieren sollen – etwa durch die Bundesartenschutzverordnung, die EU-Artenschutzverordnung, die Berner Konvention und die FFH-Richtlinie. Erfolgreiche Projekte wie die Wiederansiedlung des Lachses im Rhein oder des Luchses im Harz zeigen, dass Artenschutz Wirkung entfalten kann.
Artenschutz durch Ökopunkte
Die Landnutzungsänderung ist eine der Hauptursachen für den Rückgang von Populationsgrößen und die Gefährdung von Arten. Die Zerschneidung von Lebensräumen und die Versiegelung von Flächen führen zu einer nachhaltigen Zerstörung des Lebensraums vieler Arten und verhindern außerdem den genetischen Austausch zwischen Populationen.
Das Bundesnaturschutzgesetz sieht daher vor, dass zerstörte Lebensräume ausgeglichen und ersetzt werden müssen. Das soll im Idealfall im gleichen Naturraum geschehen. Auch wenn eine exakte Wiederherstellung oft nicht möglich ist, sind diese Maßnahmen ein zentrales Instrument, um dem Artenverlust entgegenzuwirken.

Artenschutz im deutschen Wald
Im Rahmen des integrierten Waldmanagements in Deutschland werden verschiedene Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt und des Artenerhalts umgesetzt. Dazu gehört unter anderem der Waldumbau von Nadelholz-Monokulturen zu artenreichen Mischwäldern. Diese erhöhen nicht nur die Klimaresistenz, sondern auch die Vielfalt an Strukturen und Lebensräumen.
Eichen- und Weidenarten schaffen im Vergleich zu anderen Baumarten besonders vielfältige Lebensräume und Habitate. Die Förderung dieser Baumarten hat somit auch eine indirekte positive Wirkung auf die Biodiversität, insbesondere auf die Artenvielfalt von Insekten. Gezielte Nutzungsaufgaben einzelner Bäume und Baumgruppen targen zur Erhöhung der Totholzmenge und zur Entstehung sogenannter Mikrohabitate bei. Diese Maßnahme fördert Arten, die auf Totholz oder Baumhöhlen spezialisiert sind und sind somit essenziell.
Das Anlegen von strukturreichen Waldrändern ist eine weitere Maßnahme, die vielen Arten als Schutz und Lebensraum dient. Die Extensivierung der Nutzung der Wälder hat zahlreiche positive Effekte auf die Artenzusammensetzung, da die Ruheintervalle zwischen den menschlichen Eingriffen zwecks Pflege und Ernte verlängert werden. Ebenfalls kann durch den Einsatz bodenschonender Ernteverfahren der Boden vor Verdichtung geschützt werden, was sich positiv auf die Vielfalt der Bodenvegetation auswirkt. Der Rückbau von Entwässerungsgräben kann zu einer Wiedervernässung von feuchten Waldstandorten führen, was wiederum die Populationen feuchtliebender Arten fördert.
Neben diesen generellen Maßnahmen zum Artenschutz gibt es auch spezialisierte Maßnahmen, wie zum Beispiel die Schaffung künstlicher Baumhöhlen oder die gezielte Anreicherung mit Totholz. In Deutschland werden diese Maßnahmen durch verschiedene Förderprogramme unterstützt, wodurch die für den Waldbesitzer entstehenden Einschränkungen in der Holzproduktion kompensiert werden.
Die Bundesregierung hat festgelegt, dass 5 % der deutschen Waldfläche der natürlichen Entwicklung überlassen und damit aus der wirtschaftlichen Nutzung herausgenommen werden sollen. Die privaten Waldeigentümer werden hierbei nicht belastet, stattdessen werden 10 % der Waldfläche des Staatswaldes aus der Nutzung genommen. Diese Flächen sind für den besonderen Schutz jener Arten vorgesehen, die gegenüber der Bewirtschaftung der Wälder besonders empfindlich sind.
Die Fragmentierung von Populationen stellt ein zentrales Problem beim Rückgang der Arten und deren genetischer Vielfalt dar. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, werden verschiedene Maßnahmen ergriffen, darunter die Anlage von Waldkorridoren und Wildbrücken. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Ausbreitung bestimmter Populationen, wie beispielsweise der Wildkatze oder des Luchses, zu unterstützen und somit deren genetische Diversität zu erhöhen.
Strategien für erfolgreichen Artenschutz
Ein bewährter Ansatz im Artenschutz ist der gezielte Fokus auf sogenannte Flaggschiffarten – also besonders bekannte oder beliebte Arten wie der Panda. Durch deren Schutz soll Aufmerksamkeit für den Erhalt ganzer Lebensräume generiert werden.
Auch Schlüsselarten, die für das Funktionieren ganzer Ökosysteme eine zentrale Rolle spielen – etwa der Afrikanische Elefant –, stehen im Fokus. Ihr Schutz wirkt sich positiv auf eine Vielzahl weiterer Arten aus und trägt zur Stabilität des gesamten Ökosystems bei.